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Holz ist Hightech, und ein Gewinn für Klima und Baupraxis
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Holz ist Hightech, und ein Gewinn für Klima und Baupraxis

16.10.2025 – Interview mit Direktorin Gabriela Schlumpf des Arbeitgeberverbandes Holzbau Schweiz

Die Schweiz steht vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits wächst der Druck auf bezahlbaren Wohnraum, andererseits sind die Flächenreserven in Städten und Agglomerationen knapp. Der Ruf nach innovativen Bauweisen wird lauter. Modularität verspricht schnellere Bauzeiten, kalkulierbare Kosten und eine höhere Flexibilität – entscheidende Faktoren auch für Baugenossenschaften. Besonders bei Aufstockungen und Verdichtungen im Bestand zeigt sich: Industriell vorgefertigte Systeme können nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch überzeugen. 

Holz nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein: Der Baustoff ist leicht, klimafreundlich, regional verfügbar und erlaubt eine hohe architektonische Qualität. Gerade im modularen Systembau überzeugt Holz durch Präzision, kurze Bauzeiten und eine besonders gute CO₂-Bilanz. Wir haben mit Gabriela Schlumpf, Direktorin von Holzbau Schweiz, gesprochen. Sie erklärt, wie Holz heute im modularen Bauen eingesetzt wird und welche Perspektiven sich für den gemeinnützigen Wohnungsbau eröffnen. 

WOHNEN SCHWEIZ: Welche Chancen sehen Sie für den Holzbau im modularen Bauen in der Schweiz? 
Gabriela Schlumpf: Die Chancen sind enorm. Die serielle Vorfertigung sichert konstante Qualität, kurze Montagezeiten vor Ort und planbare Kosten. Zudem sinkt das Witterungsrisiko, weil der grösste Teil im Werk gefertigt wird. Mit digitalen Planungs- und Produktionsketten – von der digitalen Planung über die CNC-Fräse bis zur Montage – ist der Holzbau enorm effizient geworden. Die Holzbauweise überzeugt sowohl ökonomisch wie auch ökologisch und eignet sich daher hervorragend für gemeinnützige Bauträger. 

Welche Rolle spielt Holz speziell bei Aufstockungen und Nachverdichtungen im städtischen und peri-urbanen Raum? 
Holz ist hier unschlagbar. Das geringe Eigengewicht macht zusätzliche Geschosse ohne kostspielige Fundamentverstärkungen möglich. Schlanke Konstruktionen und die schnelle, trockene Montage bedeuten kurze Bauzeiten – ein grosser Vorteil in dicht besiedelten Gebieten mit verstopften Strassen und knappen Flächen. Holzmodule lassen sich zudem reversibel einsetzen: Im Sinne der Kreislaufwirtschaft können sie rückgebaut und an anderer Stelle wieder genutzt werden. In Zürich etwa zeigen zahlreiche Projekte von Baugenossenschaften wie GBL, Zurlinden oder Hagenbrünneli, wie innerstädtischer Raum mit Holz effizient aktiviert werden kann. 

Beton gilt oft als robuster Baustoff – warum ist Holz dennoch eine zukunftsweisende Alternative? 
Holz hat nicht nur eine ökologische, sondern auch eine technische Stärke. Es speichert CO₂, 

wächst vor der Haustüre nach und ist regional verfügbar. Dank Innovationen wie Brettsperrholz, Holz-Beton-Verbunddecken oder optimierten Verbindungssystemen erfüllt Holz heute dieselben Anforderungen an Tragfähigkeit, Brandschutz und Schallschutz wie Beton. Darüber hinaus bringt Holz Natürlichkeit und Sinnlichkeit ins urbane Umfeld – es schafft Wohnlichkeit und ein gutes Raumklima. So kommt ein Stück Natur in die Stadt. 

Inwiefern profitieren Baugenossenschaften von der hohen Vorfertigung und den kurzen Bauzeiten im Holzbau? 
Genossenschaften profitieren doppelt: von der Planbarkeit und von der Schnelligkeit. Serielle Produktion garantiert Präzision und Qualität, während kurze Bauzeiten die Baukosten senken und eine frühere Vermietung ermöglichen. Gleichzeitig sind die Belastungen für Anwohnende geringer, da weniger Verkehr, weniger Staub und weniger Lärm entstehen. Besonders bei Aufstockungen ist Holz attraktiv, weil zusätzliche Flächen geschaffen werden können, ohne dass statische Verstärkungen nötig sind. Das macht Projekte wirtschaftlicher und schneller realisierbar. 

Welche Vorteile bringt Holz im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft? 
Holz ist CO₂-Speicher, nachwachsender Rohstoff und bestens geeignet für eine zirkuläre Bauwirtschaft. Bauteile können demontiert und wiederverwendet werden, was die Ressourcenschonung unterstützt. Kurze Transportwege reduzieren die graue Energie zusätzlich. Forschung an Instituten wie Empa, ETH oder BFH zeigen, dass in der kaskadischen Nutzung – also mehrfacher Nutzung von Holz über verschiedene Lebenszyklen hinweg – noch erhebliches Potenzial liegt. 

Gibt es bereits modulare Holzprojekte, die als Best Practice für den gemeinnützigen Wohnungsbau dienen können? 
Ja, laufend entstehen neue Projekte. Neben Pionieren wie Pool Architekten, Meili & Peter Architekten oder Rolf Mühlethaler haben auch renommierte Büros wie Herzog & de Meuron, die früher fast ausschliesslich in Beton gebaut haben, den Holzbau für sich entdeckt und kombinieren ihn teilweise sogar mit Lehm. Best Practices finden sich etwa in der Stadt Zürich, wo Genossenschaften wie GBL, Zurlinden oder Hagenbrünneli mit modularen Holzbauten neue Massstäbe setzen. 

Wo liegen die Grenzen des Holzmodulbaus – Schallschutz, Brandschutz, Höhe – und wie werden diese gelöst? 
Die Grenzen sind heute sehr weit. Beim Schallschutz werden mit zusätzlichen Masse- oder Trennschichten, Holz-Beton-Verbunddecken und entkoppelten Aufbauten hervorragende Werte erreicht. Im Brandschutz sind alle gesetzlichen Anforderungen problemlos erfüllbar, sei es durch feuerbeständige Verkleidungen, geprüfte Systemlösungen oder die Verkohlungsberechnung. Auch in der Höhe sind mit Holz und hybriden Methoden bereits über 100 Meter möglich. Entscheidend ist die frühzeitige Fachplanung, dann lassen sich alle Anforderungen zuverlässig umsetzen. 

Welche Entwicklungen erwarten Sie in den nächsten Jahren bei Materialinnovationen und digitalen Planungsmethoden? 
Im Materialbereich wird intensiv geforscht. Biobasierte Werkstoffe, höhere Festigkeiten, verbesserte Verbundsysteme und optimierte Oberflächen sind in der Entwicklung. Hybride Systeme werden weiter an Bedeutung gewinnen. Im Digitalbereich ist BIM im Holzbau längst 

Realität: Holzbauer arbeiten schon lange mit digitalen Zwillingen. Wichtig ist nun, dass auch die übrigen Gewerke digital aufschliessen, damit der durchgängige Datenfluss über alle Projektphasen hinweg noch reibungsloser funktioniert. 

Welche Empfehlungen geben Sie Baugenossenschaften, die ein Verdichtungsprojekt mit Holzmodulen umsetzen wollen? 
Baugenossenschaften sollten von Beginn an interdisziplinär arbeiten und Holzbaufachleute früh einbeziehen. Wichtig ist, die Projektziele klar zu definieren – Kosten, Innenqualität, Nachhaltigkeit. Standardisierung bietet Effizienz, gleichzeitig bleibt genügend Flexibilität für attraktive Grundrisse und Fassaden. Eine durchgängige digitale Planung sichert Präzision und Transparenz. Ebenso entscheidend ist eine frühzeitige Planung der Bauprozesse, damit die Abläufe in dicht bebauten Quartieren funktionieren. Wer Kosten und Ökobilanz über den gesamten Lebenszyklus betrachtet, erkennt den Mehrwert von Holzprojekten sofort. 

Was wünschen Sie sich von Politik, Gemeinden und Bauherrschaften, damit Holz seine Rolle im nachhaltigen, modularen Bauen voll entfalten kann? 
Ich wünsche mir, dass Politik und Gemeinden klare Verantwortung für Klima und Baukultur übernehmen. Dazu gehören Förderanreize, praxisnahe Normen und eine öffentliche Beschaffung, die Holz gezielt einsetzt. Wichtig ist auch die vermehrte Nutzung von Schweizer Holz: Das stärkt die lokale Wirtschaft, fördert die Pflege unserer Wälder, reduziert Transportwege und schafft Wertschöpfung. Zudem braucht es mehr Weiterbildung, Forschungsförderung und Aufklärung um noch mehr Fachleute, Entscheidungsträger sowie auch die Bevölkerung für den Holzbau zu gewinnen. Wenn wir all diese Hebel nutzen, wird Holz im modularen, nachhaltigen Bauen eine noch wichtigere Rolle spielen. 

Und zum Abschluss: Was ist Ihre Botschaft an die Baugenossenschaften? 
Modulare Lösungen in Holz sind heute ausgereift und praxistauglich. Baugenossenschaften profitieren von planbaren Kosten, kurzen Bauzeiten und hoher Qualität. Wer früh interdisziplinär plant, digitale Methoden nutzt und auf nachhaltige Materialien setzt, kann Verdichtungsprojekte, Aufstockungen und Neubauten effizient umsetzen. Holz bietet nicht nur Klimavorteile, sondern auch gestalterische Freiheit – eine Chance, die bezahlbaren Wohnraum zukunftsfähig und attraktiv gestaltet. 

Beispiele für Holzbauprojekte in der Schweiz

Siedlung «Guet», Zürich-Albisrieden

Die Gemeinnützige Baugenossenschaft Limmattal plant in der Siedlung Guet rund 126 preiswerte moderne Wohnungen für verschiedene Zielgruppen. Das Projekt zeichnet sich durch Leichtigkeit sowie Wohnen zwischen Innen- und Aussenraum aus und bewahrt die grosszügigen, zusammenhängenden Grünräume.

Lerchenhalde 60Plus, Zürich-Affoltern

Die Baugenossenschaft Turicum realisiert den Ersatzneubau «Lerchenhalde 60Plus» mit 48 altersgerechten Wohnungen und einer zusätzlichen Clusterwohnung. Der Holzbau fügt sich harmonisch in die grüne Umgebung ein.

«Ein Holzschiff in den Bergen», Glarus

Die Baugenossenschaft Glarus realisierte ein Wohnprojekt mit 300 m³ Holz, davon rund 200 aus regionaler Fichte. Die Fassaden bestehen aus Lärche, die für ihre Widerstandsfähigkeit bekannt ist.

Hegianwandweg, Zürich-Wiedikon

Erste Holzbausiedlung ihrer Grössenordnung in Zürich, diente als Prüfstein für Brandschutzvorschriften und setzte Massstäbe für nachhaltiges urbanes Bauen.

Mehrfamilienhaus, Lenzburg

Gewerbebau wurde um zwei Geschosse in Holzbauweise erweitert, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen.

BGZ Badenerstrasse, Zürich

Wohn- und Geschäftshaus mit 54 Wohnungen und 1’115 m² Gewerbefläche, Kombination aus Massivbau und Holzbau, 2000-Watt-Gebäude, preiswerter Wohnraum, Auszeichnung Prix Lignum Silber.
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