Jährlich entstehen in der Schweiz bis 90 Millionen Tonnen Abfall
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Abfall als Rohstoff

Jährlich entstehen in der Schweiz bis 90 Millionen Tonnen Abfall

Interview mit Marloes Fischer, Geschäftsführerin von Madaster Services Schweiz

Ihr Ansatz ist Bauen ohne Abfälle – ist das nicht schlicht und einfach blauäugig?

Die Bauwirtschaft hat als grösster Abfallproduzent der Schweiz eine Vorreiterrolle, die Abfallmenge zu reduzieren. Die Ziele sind klar: Bis 2050 soll die Schweiz klimaneutral sein, das bedeutet Netto-Null-Emissionen. Um das zu erreichen, müssen vor allem die Emissionen im Gebäudebereich, und zwar entlang des ganzen Lebenszyklus, umfassend vermindert werden, denn er verursacht rund ein Viertel der Schweizer CO2-Emissionen. Mit der kommenden Revision des Umweltschutzgesetzes UWG müssen hier schnellstens klare Grenzwerte und Anforderungen, aber auch Anreize, festgeschrieben werden, um Schub in die Branche zu bringen.

Wie sollen die Emissionen reduziert werden?

Jährlich fallen über 17 Millionen Tonnen Abfälle aus dem Um- und Rückbau von Bauwerken an. Um dies zu ändern, müssen wir ganzheitlicher denken – und zwar von Beginn weg: von der Produktion mit kreislauffähigen Baumaterialien über eine entsprechende Materialisierung bis hin zu einer demontierbaren Konstruktion und einer lebensverlängernden Bewirtschaftung sowie Umbau und Demontage. Wir verwenden also vieles wieder, was heute auf der Deponie landet oder unzureichend rezykliert wurde. Abfall kann somit weitgehend als Rohstoff betrachtet und eingesetzt werden. Wenn wir so denken, bauen wir mit neuen Ressourcen – anstatt dass wir es Abfall nennen.

Dann reicht es also nicht, sich «nur» über das Recycling Gedanken zu machen?

Genau. Wenn wir uns nur über das Recycling von Baumaterial Gedanken machen, ist der Ressourcen-Verbrauch und somit der Umweltschaden ja schon passiert. Beim Recycling werden Abfälle wieder zu Rohstoffen aufbereitet, meistens allerdings im Sinne eines Downcycling mit Wertverlust. Ziel der Kreislaufwirtschaft ist, Produkte so lange wie möglich mit dem höchstmöglichen Wert im Wirtschaftssystem zu behalten.

Das Wundermittel heisst zirkuläres Bauen – was bedeutet das?

Wer zirkulär baut, übernimmt Verantwortung für die zukünftige Generation. Eine geringe Umweltbelastung ist ebenso Bestandteil der Planung wie die Erleichterung von Rück- oder Umbau durch modulares Bauen. Warum also nicht am Anfang das Ende mitdenken? Wenn sich die Anforderungen der Gebäudenutzer ändern oder das Gebäude nicht mehr benötigt wird, können alle Materialien aus dem Haus identifiziert, herausgelöst und wiederverwendet werden. Auch im Betrieb helfen Daten über Materialien zu verstehen, wie Fehler oder Mängel vermieden werden können.

«Die Bauwirtschaft hat als grösster Abfallproduzent der Schweiz eine Vorreiterrolle, die Abfallmenge zu reduzieren.» – Marloes Fischer

Dafür haben Sie die Madaster-Plattform geschaffen. Wie funktioniert diese?

In unserer Online-Bibliothek, dem Material Kataster, werden ressourcenrelevante Informationen von Gebäuden durch ihre Eigentümer oder deren Dienstleister hochgeladen, aufbereitet und in Materialpässen – der digitalen Identität – zur Verfügung gestellt. Dies ermöglicht erstmals volle Transparenz über den finanziellen und zirkulären Wert sowie über Qualität der verbauten bzw. zu verbauenden Materialien – von der Planung über Bau und Bewirtschaftung bis zum Um- und Rückbau. Gebäude, die Wiederverwendbarkeit, den Wert der verbauten Materialien und ihre Umweltbelastung in einem Materialpass ausweisen können, erzielen in Zukunft bessere Mieteinnahmen und kommen somit auch vermehrt für attraktive Finanzierungskonditionen in Betracht.

Welche weiteren Vorteile gibt es?

Neben der Notwendigkeit einer geringeren Umweltbelastung ist es für die Bauherrschaft auch finanziell erforderlich, langfristig zu denken. So ist es ein Unterschied, ob am Ende der Lebensdauer eines Gebäudes hohe Abriss- und Entsorgungskosten anfallen oder relevante Rohstoffwerte durch Wiederverwendung monetarisiert werden können. Etwa 20 Prozent der Baukosten entfallen heute auf das Material. Tendenz steigend. Bei einem kreislauffähig gebauten Haus sind die Anfangsinvestitionen zwar höher, aber es ist heute sicher schon positiv, wenn man die Gesamtkostenbilanz von Lebenszyklus und Restwert betrachtet.

Hat dieser Ansatz bereits Akzeptanz?

Immer mehr Unternehmen fangen an, sich mit diesen Mechanismen zu beschäftigen und Lösungen zu finden. Die ersten kreislauffähigen Bauprojekte sind in der Schweiz entstanden. Allerdings mangelt es heute noch an Wissen über die verbauten Stoffe und ihre Trennbarkeit. Doch das ist notwendig, um kreislauffähig zu bauen. Damit wir die Zukunft planen können, brauchen wir das Wissen von gestern und heute. Dies teilen wir auf der Madaster-Plattform, bei der bereits über 80 Gebäude von gewerblichen Partnern registriert sind. In wenigen Wochen bieten wir in der Schweiz auch den Materialpass für private Bauherren und Eigentümer an.

Wo könnte dabei das Potenzial der Baugenossenschaften liegen? 

Als Miteigentümerschaft tragen die Bewohnerinnen und Bewohner zusammen die Verantwortung für die ganze Genossenschaft. Eine Baugenossenschaft ist ein idealer Partner für Madaster, denn die Gruppe hat ein inhärentes Interesse, miteinander das gemeinsam definierte «Bestmögliche» zu realisieren.

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