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Beton ist Kreislauf, und ein Garant für Dauer und Wandel
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Beton ist Kreislauf, und ein Garant für Dauer und Wandel

16.10.2025 – Interview mit Patrick Suppiger, Geschäftsführer von BETONSUISSE

Die Schweiz steht vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits wächst der Druck auf bezahlbaren Wohnraum, andererseits sind die Flächenreserven in Städten und Agglomerationen knapp. Der Ruf nach innovativen Bauweisen wird lauter. Modularität verspricht schnellere Bauzeiten, kalkulierbare Kosten und eine höhere Flexibilität – entscheidende Faktoren auch für Baugenossenschaften. Besonders bei Aufstockungen und Verdichtungen im Bestand zeigt sich: Industriell vorgefertigte Systeme können nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch überzeugen. 

Während Holz im Modulbau eine prominente Rolle spielt, bleibt Beton ein unverzichtbarer Baustoff – robust, vielseitig, langlebig und zunehmend klimafreundlich durch neue Rezepturen und Recyclinglösungen. Wir haben mit Patrick Suppiger, Geschäftsführer von Betonsuisse, gesprochen. Er erklärt, wie Beton heute eingesetzt wird und welche Perspektiven sich für den gemeinnützigen Wohnungsbau eröffnen. 

WOHNEN SCHWEIZ: Welche Chancen sehen Sie für Beton im modularen Bauen in der Schweiz? 

Patrick Suppiger: In der Schweiz ist das Potenzial vorhanden. Im Wohnbau müsste die Planung allerdings stärker auf serielle Ansätze ausgerichtet werden. Heute verhindert die starke Diversifizierung in der Planung oft die notwendige Standardisierung.  

Wenn Beton aber nicht nur konstruktiv, sondern auch energetisch wirksam eingesetzt wird, können wegweisende Beispiele für den sozialen und nachhaltigen Wohnbau entstehen. Dies zeigen Beispiele aus dem In- und Ausland. Eine Energieversorgung mit Erdwärme und Bauteilaktivierung samt Warmwasserrückgewinnung und Photovoltaik machen Wohnhausanlagen klimafit. Die thermische Speicherfähigkeit des Baustoffs ermöglicht ein nachhaltiges System zum Heizen und Kühlen, bei dem Energie in Kombination mit einer Steuerung, die auf Wetterprognosen reagiert, und aktuellen Wetterdaten besonders effizient genutzt werden kann. So lassen sich Wohnhäuser fast vollständig mit erneuerbarer Energie versorgen. Weniger Technik bedeutet tiefere Bau- und Betriebskosten – und erleichtert zudem das Recycling. Eine wegweisende Chance für sozialen und nachhaltigen Wohnbau. 

Welche Rolle spielt Beton speziell bei Aufstockungen und Verdichtungsprojekten im Bestand? 

Die Urbanisierung schreitet immer weiter voran. Bis 2050 werden voraussichtlich zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Eine Antwort darauf sind Aufstockungen bestehender Gebäude oder Verdichtungen. Beide Ansätze nutzen Flächen besser und stärken bestehende Infrastrukturen wie den öffentlichen Verkehr, ohne zusätzliches Land zu verbauen.  

Gerade bei der Aufstockung spielt das Gewicht eine zentrale Rolle. Technologien wie Leichtbeton oder neue Möglichkeiten mit Beton-Fertigteilen und Carbonbewehrung ermöglichen zusätzliche Geschosse. Zudem sorgt Beton von Natur aus für Brandschutz und guten Trittschallschutz, was besonders im verdichteten Wohnbau wichtig ist. So schaffen wir hochwertigen Wohnraum für kommende Generationen. 

In der Schweiz liegt aber aktuell der Fokus auf Sanierung und Aufstockung. Dabei können vorgefertigte Betonelemente oder innovative Technologien wie Carbon Prestressed Concrete (CPC) eine wichtige Rolle spielen. Diese lassen sich schlank konstruieren, effizient produzieren und schnell montieren. Das spart Zeit, Kosten und Emissionen – sowohl in der Herstellung als auch auf der Baustelle. Und: Dank der Kreislauffähigkeit des Betons, können Fertigteile wiederverwendet oder der Beton als Ressource für neuen Beton wiederverwertet werden. 

Holz gilt als «Liebling» im modularen Bau – warum ist Beton dennoch unverzichtbar? 

Auch im modularen Bauen spielt Beton seine Stärken voll aus, genau wie in der konventionellen Bauweise: 

  • Langlebig und robust: Beton hält Jahrzehnte und sorgt für Werterhalt. 
  • Formbar und flexibel: Module können individuell gestaltet werden. 
  • Sicher: Beton schützt zuverlässig vor Brand und dämpft den Trittschall. 
  • Kreislauffähig: Elemente lassen sich wiederverwenden oder recyceln. 

Recyclingbeton ist in aller Munde: Welche Fortschritte gibt es in der Schweiz und was bedeutet das für Genossenschaften? 

Betonrecycling ist heute Standard. Betonabbruch ist eine Ressource. Die Schweizer Betonbranche zeigt, wie es geht: Sie verwertet nahezu 85 % des anfallenden Betonabbruchs wieder – ob als neuen Beton, als Zusatzstoff oder innovatives Produkt in Dämmstoffen. Bemerkenswert ist, dass die Branche im europäischen Vergleich damit an der Spitze liegt. Zudem beginnt Kreislaufwirtschaft im Fall von Beton bereits viel früher. Schon mit der Verwertung von Abfällen als alternative Brenn- und Rohstoffe bei der Zementherstellung, dem wichtigsten Bestandteil von Beton, wird ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet.  

Welche Vorteile bringt Beton im Hinblick auf Langlebigkeit, Schallschutz und Brandschutz – gerade bei mehrgeschossigen Überbauungen? 

Beton punktet in puncto Langlebigkeit durch seine hohe Beständigkeit und den geringen Wartungsaufwand, der sich über Jahrzehnte hinweg kaum verändert. Aufgrund seiner hohen Rohdichte bietet Beton eine exzellente Dämmung gegen Luftschall, zum Beispiel Stimmen, sowie gegen Körperschall, zum Beispiel Trittgeräusche. Im Brandschutz ist Beton ein nicht brennbarer Baustoff, der sehr flexibel und formbar ist, der hohen Temperaturen standhält. Es sind jedoch nicht nur diese Aspekte. Beton kann auch als Wärmespeicher, aber auch als Kältespeicher genutzt werden. Dies ist besonders im Hinblick auf die steigenden Temperaturen von Vorteil. Das 

Hochhausprojekt Sorrento im zürcherischen Dübendorf macht sich diese Speicherfähigkeit zunutze. 

Gibt es Betonprojekte, die als Best Practice für den gemeinnützigen Wohnungsbau dienen können? 

Ja, es gibt mehrere Projekte, die als Best Practice für den gemeinnützigen Wohnungsbau gelten können. 

Ein Beispiel ist das Glasi-Quartier in Bülach, realisiert von Logis Suisse und der BGZ. Dort wird gezeigt, wie hohe Verdichtung, bezahlbarer Wohnraum und ein lebendiges Quartierleben zusammenspielen können. Die robusten Massivbauten sichern eine lange Lebensdauer, während die Architektur attraktive Stadträume schafft.  

Ein weiteres Beispiel ist das Mehrfamilienhaus der Isabel und Balz Bächi Stiftung in Zürich-Albisrieden. Es umfasst neun bezahlbare Wohnungen und wurde mehrfach ausgezeichnet. Die Architektur schafft ein Gefühl von Grosszügigkeit: längliche Wohnungen mit Glasfassaden auf beiden Seiten, Räume, die als überdeckte Aussenräume gedacht sind und im Winter geschlossen werden können. Innen und aussen ist das gleiche Material spürbar – Beton. So entsteht ein topografisches Erlebnis, das Wohnen neu definiert und gleichzeitig bezahlbar bleibt. 

Wie lassen sich Beton- und Holzsysteme im Hybridbau ideal kombinieren? 

Unsere Welt ist von Natur aus hybrid: von der genetischen Mischung in unserem Erbgut bis hin zu den vielfältigen Materialien, die wir in der Geschichte des Bauens verwendet haben. Die Kombination von unterschiedlichen Elementen, um das Beste aus beiden Welten zu vereinen, liegt in unserer Natur. Es gilt, jeden Baustoff am richten Ort einzusetzen. Beton verfügt über eine hohe Druckfestigkeit, Langlebigkeit sowie die Fähigkeit zur Sicherstellung des Brandschutzes und des Schallschutzes. Diese Eigenschaften, gepaart mit der hohen Zugfestigkeit und des geringeren Gewichts von Holz, ermöglicht beispielsweise eine optimale Nutzung der Eigenschaften beider Materialien. Dies wird beispielsweise bei Deckensystemen heute schon genutzt.  

Welche Entwicklungen sehen Sie in den nächsten Jahren beim Thema Kreislaufwirtschaft und Beton? 

Schon heute steht Beton weit oben in der Kreislaufwirtschaft. Es gilt den bereits hohen Prozentsatz von 85 % noch zu steigern. Doch es braucht auch die Bauherrschaften, die solche Lösungen einfordern. Nur so entfaltet Beton sein ganzes Potenzial als Schlüsselbaustoff der zirkulären Bauweise. 

Welche Empfehlungen geben Sie Baugenossenschaften, die ein Verdichtungsprojekt mit Betonmodulen planen? 

Erstens sollten früh die richtigen Partner einbezogen werden, also Architekten, Ingenieure und Hersteller. Zweitens sollte man Standardisierung nutzen, um Kosten und Bauzeit zu senken.

Drittens sollte von Anfang an Nachhaltigkeit gedacht werden, etwa durch den Einsatz von Recyclingbeton oder flexiblen Grundrissen.  

Ein langlebiges Tragwerk aus Beton, das ein Jahrhundert hält, schneidet ökologisch oft besser ab als eine Leichtbaukonstruktion mit kurzer Lebensdauer. Wer nur die Emissionen berücksichtigt, blendet Faktoren wie Ressourcenschonung, Versorgungssicherheit, Nutzungsflexibilität, Rückbaukosten oder städtebauliche Qualität aus. Das ist gefährlich – gerade in einem urbanisierten Land wie der Schweiz. Gefragt sind Bauwerke, die dauerhaft bestehen und sich zugleich flexibel an neue Anforderungen anpassen lassen. 

Was wünschen Sie sich von Politik und Bauherrschaften, damit Beton seine Rolle in einem nachhaltigen, modularen Bauen voll entfalten kann? 

Ich wünsche mir Technologieoffenheit. Beton, Holz und Stahl haben alle ihre Stärken. Politik und Bauherrschaften sollten Rahmenbedingungen schaffen, die Innovationen belohnen, etwa CO₂-reduzierte Zemente, Recyclingmaterialien oder neue Fertigteiltechnologien. Dazu braucht es den Mut, solche Lösungen konsequent einzusetzen. Nur so kann Beton seine Rolle im modularen und nachhaltigen Bauen voll ausspielen. 

Und zum Abschluss: Was ist Ihre Botschaft an die Baugenossenschaften? 

Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum steigt. Wir müssen bauen – aber anders: mit Blick auf Langlebigkeit, Wandelbarkeit und Rückbaubarkeit. 

Beton ist dabei ein verlässlicher Partner. Er ermöglicht langlebige, wirtschaftliche Gebäude und unterstützt die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum – ob bei Sanierungen, Verdichtungen oder Aufstockungen. So wird Beton Teil der Lösung für die sozialen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit. 

Beispiele für Projekte mit Beton bzw. Beton und Holz

Langgrütstrasse Zürich – Bezahlbarer Wohnraum mit Haltung

Das Projekt der Isabel und Balz Bächi Stiftung in Zürich ersetzte eine 50er-Jahre-Zeilenbebauung in einem durchgrünten Stadtquartier und zeigt, dass grosszügiges Wohnen auch mit reduzierten Standards möglich ist – ohne Mehrkosten. Mit gezielten Eingriffen in Lichtführung und Raumorganisation entstehen helle, flexible Wohnungen zwischen zwei Höfen, die den Tagesverlauf der Sonne erlebbar machen. Der Baukörper ist ein massiver, organisch geschalter Betonblock, in den zwei Höfe eingeschnitten sind.

Glasiareal Bülach – Verdichtung und bezahlbarer Wohnraum als Modell der Stadtentwicklung

Das Projekt der Baugenossenschaft Glattal Zürich überzeugt sowohl durch seine sozialen als auch ökonomischen Qualitäten. Die gelungene Kombination aus Wohn- und Gewerbeflächen, die Förderung des Gemeinschaftslebens und die Nutzung lokaler Ressourcen sind herausragende Beispiele für nachhaltige Stadtentwicklung.

Zollhaus Zürich – Nachhaltige Verdichtung im urbanen Wohnbau

Das Besondere am Gebäude der Genossenschaft Kalkbreite: Wohnen, Theater, Alters-WG, ein Regenbogenhaus und Kultur sind im Zollhaus, direkt an der Gleis-Terrasse, in drei Bauteilen vereint. Die Speichermasse von Beton wird zum Heizen und Kühlen genutzt.

Siedlung Warmbächli, Bern – Bestehende Beton-Strukturen erhalten

Der Umbau einer ehemaligen Kehrichtverbrennungsanlage durch die Wohnbaugenossenschaft Warmbächli. Bestehende Betonbauteile wurden gezielt erhalten und ergänzt – ein Beispiel für gelebte Kreislaufwirtschaft.

Wohnraum der Baugenossenschaft Vrenelisgärtli

Mit dem Ersatzneubau TOKEH schliesst die Baugenossenschaft Vrenelisgärtli ihren seit 2012 laufenden Erneuerungsprozess erfolgreich ab und verdoppelt die Wohnungszahl auf 83 moderne Einheiten in Hybridbauweise (Beton und Holz). Trotz dichter Bebauung bleiben grosszügige Grünflächen, Begegnungszonen und Gemeinschaftsbereiche erhalten, während ein innovatives Mobilitäts- und Energie-Konzept für Nachhaltigkeit sorgt. Der Neubau verbessert zudem den Wohnungsmix zugunsten von Familien, ergänzt durch Gewerbeflächen, Hobby- und Musikräume sowie einen städtischen Doppelkindergarten.

Der Volkshilfe Hafen als Soziales und ökologisches Leuchtturmprojekt

Der Volkshilfe HAFEN in Wien bietet nachhaltigen, leistbaren Wohnraum exklusiv für Frauen, inklusive Seniorinnen-WG, Kleinwohnungen und grosszügigen Gemeinschaftsflächen, die Begegnung und Austausch fördern. Das Gebäude kombiniert hochwertigen Wohnkomfort mit sozialer Integration, ist barrierefrei und Teil des Netzwerks der Volkshilfeinstitutionen. Ökologisch punktet der HAFEN mit 100 % erneuerbarer Energie, Bauteilaktivierung, Photovoltaik und Niedrigstenergiestandard, wodurch Energieautonomie, Ressourcenschonung und niedrige Nebenkosten gewährleistet werden.
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